Monday, 2 January 2012

Die Servicegruppe Pressearbeit

Diese Woche habe ich einen großen Teil meiner Arbeit als Bundesvorstand geschafft: Die Servicegruppe Pressearbeit (SG Presse) ist gegründet! Eine Servicegruppe (und das ist meiner Ansicht nach der wichtigste Unterschied zu einer AG) hat eine spezifische, klar definierte Aufgabe, die sie erfüllt. Sie findet sich zusammen, um genau diese Aufgabe zu erfüllen und richtet danach ihre Struktur aus. Sie erarbeitet nichts, sondern sie arbeitet. Eine AG hat keine feste Aufgabe und per se erstmal keine Verpflichtung oder Verantwortung. Eine Servicegruppe hingegen schon.

Die Gründung dieser einen Servicegruppe war ein wahrer Kraftakt. Innerhalb des Presseteams wurde lange überlegt, wie wir es schaffen können, mehr Piraten für die Mitarbeit zu gewinnen und trotzdem die notwendige Qualität zu gewährleisten. Diese Diskussion zog sich über Monate hin, und wir kamen zu keinem Ergebnis. Den Durchburch brachte auf der Besprechung im Kernteam in Bremerhaven der Vorschlag (ich weiß nicht mehr von wem er kam - jedenfalls nicht von mir), parallel zu den bereits vorhandenen Servicegruppen (Lektorat, Programm und Recherche), auch die Pressearbeit in eine solche SG zu überführen. In der Diskussion wurde schnell klar, dass wir zum gewünschten Erfolg einen kompletten Neustart der Gruppe anstreben müssen. Damit sollte zum einen dem (teils unverdient) schlechten Ruf der alten Gruppe entgegengewirkt werden und zum anderen jedem Piraten, der sich einbringen möchte, die Chance gegeben werden mitzumachen. Wir haben auf diesem Treffen eine grobe Struktur erarbeitet und die Regeln besprochen, die wir dafür benötigen würden. Ich habe die Aufgabe übernommen, mit diesen Vorgaben des beteiligten Presseteams ein Konzept zu erarbeiten, die neue Gruppe auszuschreiben und zu starten. Das wurde dann auf dem nächsten Mumbletreffen besprochen und auch vom anwesenden Team  einstimmig beschlossen. Also habe ich mich an die Arbeit gemacht, geschrieben, mit unheimlich vielen Leuten geredet, gemumblet, immer wieder Details besprochen und schlussendlich zur Gründung ein umfassendes Konzept vorgestellt.

Schade finde ich, dass  jetzt, nachdem alles besprochen und beschlossen ist, viel Kritik laut wird. Es hätte sich doch jeder einbringen können! Es gab eine Ausschreibung im Vorstandsportal, diverse Besprechungen, es gab Mumbles des Presseteams, es gab eine Wikiseite in der sich jeder Interessierte eintragen konnte. Ich bin nun wirklich nicht schwer erreichbar. Was geplant ist, hätte eigentlich für niemanden, der ernsthaft am Thema  interessiert ist, eine Überraschung sein dürfen. Und dennoch kommen jetzt, wo alles passiert und es einfach zu spät ist, viele Piraten und reden das Konzept und die Gruppe kaputt.
Da werden Vorwürfe laut, bei denen mir außer einem Facepalm nicht mehr viel zu sagen bleibt. Ein Beispiel: "Wehe in der neuen Gruppe wird Top-Down bestimmt!" und von der selben Person "Ich erwarte das diese und jene Regeln eingeführt werden!" Ja, Leute, ihr müsst schon wissen was ihr wollt. Entweder, ihr fordert kein Top-Down: Dann müsst ihr aber auch akzeptieren, dass ich nicht Top-Down bestimme, was ihr gerne als Regeln hättet. Oder ihr  fordert die Einführung bestimmter Regeln. Aber wie, wenn nicht Top-Down, sollte ich die denn bitte durchsetzen?  
Mir ist wichtig, dass eine Gruppe von Piraten, die wie alle bei uns freiwillig und  ehrenamtlich eine Aufgabe übernehmen, zumindest so arbeiten kann wie es für sie am Besten ist. Darum habe ich keine Regeln bestimmt, sondern nur vorgeschlagen. Es gibt Infrastruktur, die sich bewährt hat: Mailinglisten, Pads, ein Ticketsystem, ein Mumbleraum. Das habe ich nicht vorgegeben, sondern bereitgestellt, weil ich es als Arbeitsgrundlage betrachte.
Ja, ich habe ein Konzept geschrieben. Das betrachte ich als für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlicher Vorstand als meine Aufgabe. Ich kann ja schlecht zu einem Gründungsmumble gehen und damit anfangen, zu diskutieren, was die Gruppe machen möchte. Das Konzept für die SG Presse ist auf die Definition einer Servicegruppe wie anfangs vorgegeben angelegt. Wer es wirklich detailliert wissen möchte, kann es gerne in voller Länge lesen. Dieses Konzept und alle Regeln die darin enthalten sind, habe ich auf dem Gründungsmumble zur Diskussion gestellt. Niemand war erstaunter als ich, dass über das Regelwerk keiner der Anwesenden - immerhin fast 40 Piraten, knapp die Hälfte davon SG Mitglieder - diskutieren wollte.
Besonders umstritten war - wie in jeder Pressegruppe - die Frage nach den Mailinglisteneinstellungen. Dazu kann und wird es wohl niemals einen Konsens geben. Ich werde, wenn ich es schaffe, noch einen eigenen Beitrag dazu schreiben, wie es sich mit Transparenz und Offenheit in der Pressearbeit verhält. Für jetzt ist wichtig: Die Entscheidung trifft das Team. Es gab bei den Vorbesprechungen eine Tendenz zu einem zeitverzögert öffentlichen Mailinglistensync. Das stand auch in dem Vorschlag, den ich vorbereitet hatte. Die Gruppe konnte sich auf dem Treffen leider auf keine eindeutige Regelung einigen. Die Entscheidung über die öffentliche Lesbarkeit der Mailingliste steht also noch aus und wird mittels einer Umfrage im Team getroffen werden.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn die Gruppe nicht jetzt schon in Grund und Boden geredet werden würde. Es ist eine Gruppe, die sich zusammengefunden hat um gemeinschaftlich eine Dienstleistung für die Piratenpartei zu erbringen. Sie hat die Chance verdient, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen und sollte - das wünsche ich mir, wirklich - an ihren Leistungen gemessen werden, nicht an ihren internen Regeln. Und vor allem nicht am für sie zuständigen Bundesvorstand: Ihr könnt mich an den Leistungen der Gruppe messen, aber bitte nicht die Gruppe an mir!