Tuesday 10 February 2015

Supervisor Suche

This post was written for the 'Project PhD' blog project. 


Im Januar schrieb ich über das Event zur Themenfindung. Zwischen dem Event und heute war ich (und bin genau genommen immer noch) auf einer Odyssee zur Supervisor-Suche.

Das Event selbst war interessant: Von den angekündigten 150 potentiellen Betreuern erschienen etwa 30, so dass die Anforderung "Jeder von euch muss mit mindestens vier Personen sprechen" schnell verworfen wurde. Ich habe tatsächlich mit einigen Leuten gesprochen, aber nur mit einem einzigen Politikwissenschaftler, den ich als Betreuer in Erwägung ziehen würde. Der war auch recht interessiert und empfahl mir ein paar mehr Leute, mit denen ich reden könnte.

In den folgenden Wochen habe ich dann eine Tournee durch das Politik-Department begonnen. Mit dem Ergebnis, zwar mit vielen Leuten gesprochen und vor allem sehr viele interessante Gedanken und Ideen gehört zu haben, aber nach wie vor ohne das Wunschergebnis einer zugesagten Betreuung. Ich hatte zwar einige, die sich als Zweitbetreuer anboten, aber Primary Supervisor, wie es hier heißt, wollte niemand sein.

Also ging meine Suche weiter. Diesmal in meinem eigenen Department: Computer Science. Mir wurde empfohlen einen Betreuer hier zu haben, weil das die gesamte Administration einfacher macht. Also wiederholte ich meine Tournee, mit einem ähnlichen Ergebnis: Viele interessante Gespräche, bessere Ideen als vorher, aber niemand, der die Betreuung übernehmen würde. Diesmal allerdings, weil sie keine Expertise haben, um mir bei meinem Thema zu helfen oder schon ausgebucht sind. Studenten aus allen anderen Masterstudiengängen im Department bekommen ihre Betreuer nämlich einfach zugeteilt. Mein Kurs scheint der einzige zu sein, der sich die Supervisor selbst suchen muss. Was ja auch sinnvoll ist - nur wird diese Aufgabe nicht einfacher, wenn die Auswahl so verkleinert wird.

Nach einem Monat hatte ich eine Menge Gespräche geführt, aber noch keinen einzigen Betreuer gefunden. Die Gespräche an sich waren trotzdem hilfreich, denn aus der Sammlung an Ideen und Gedankengängen, die sich daraus ergaben, ergab sich für mich ein klareres Bild davon, was ich eigentlich machen will.  Ich sprach mit einem Bekannten darüber (oder ehrlich: ich klagte mein Leid über die Situation). Und der fragte ganz verdutzt: "Wieso überhaupt Politik? Wieso nicht Soziologie?"

Genau das fragte ich mich dann auch. Weil ich über politische Prozesse schreiben will, schien es so naheliegend, in der Politikwissenschaft zu suchen. Aber eigentlich ist das, was ich mache - und schon für meine Bachelorarbeit gemacht habe - Politische Soziologie. Also suchte ich dort nach potentiellen Kandidaten. Auf eine Empfehlung hin ergab sich ein erstes Gespräch und siehe da: Plötzlich hatte ich eine Betreuerin gefunden, die das Thema toll fand und sofort bereit war die Betreuung zu übernehmen. Ein erster Schritt, endlich!

Auf ihre Empfehlung hin habe ich nun einen weiteren Kandidaten in Computer Science, mit dem ich nächste Woche spreche. Mit etwas Glück ist diese Odyssee also bald abgeschlossen. Was gut wäre, denn seit einer Woche weiß ich, dass es eine Deadline für diese Suche gibt und die ist in einem Monat! Wenn es so kommt, wird das Team übrigens episch, denn dann würde ich - vollkommen unbeabsichtigt! - als Deutsche an einer britischen Uni einen PhD mit einem vollkommen deutschen Betreuerteam machen.

Monday 2 February 2015

Erste Noten

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Mein erstes Semester ist nun erfolgreich abgeschlossen und wie es eben so ist, zeigt sich das Ende darin, dass es Noten für die getane Arbeit gibt.
Die Noten in UK sind allerdings erstmal eine Wissenschaft für sich, die man erlernen muss. Statt der Schulnoten (1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend)) oder einem Punktesystem (15-0), gibt es hier Prozentpunkte (100-0) beziehungsweise Buchstaben (A-F). Und weil das allein noch nicht kompliziert genug ist, hat auch noch jede Fakultät ihre eigene Methode diese Noten zu vergeben.

In einem Modul wie Statistik, in dem es bei einer definierten Aufgabenstellung simple richtige und falsche Antworten geben kann, ist es möglich eine sehr hohe Prozentzahl zu bekommen: Es gibt klare richtige und falsche Antworten auf jede Frage und wenn man genügend richtige Antworten gibt (sofern man die Techniken dazu beherrscht) bekommt man die entsprechende Prozentzahl. Theoretisch sind hier 100% möglich.

In einem Modul über Qualitative Methodologie, das mit einem Fachtext und einem Interview bewertet ist, kann man ein so einfaches Schema nicht anwenden. Hier werden die Studenten auch relativ zu einander bewertet. Dementsprechend ist es deutlich schwieriger gute Noten zu erreichen. Noten über 70% entsprechen dann einer deutschen "1", und alles jenseits von 80% ist praktisch unerreichbar.

Lustiger weise merke ich an den Noten, die ich nun zurück bekommen habe, dass mir - gänzlich wider erwarten - die strikt technischen Fächer am besten liegen. Ich hatte einen Heidenrespekt vor Statistik, und habe dementsprechend viel Arbeit hinein gesteckt, jede Woche alles zu lernen und zu verstehen was behandelt wurde. Nun stellt sich heraus: Die Arbeit hat sich gelohnt, Statistik ist mit 82% mein bestes Fach.
In dem sehr technischen Modul zu "Web Architecture" hatte ich die meiste Zeit Probleme zu verstehen, worum es überhaupt geht. Ich hatte noch nie Computer Science auf Universitätslevel, habe keinen Hintergrund im Coden und hier wurde vorausgesetzt, dass ich diverse Programmiersprachen fließend beherrsche. Aber auch hier hat sich das Büffeln für das Examen gelohnt, und Web Architecture ist nun mit 81% mein zweitbestes Fach.
Von Qualitative Methoden hingegen sollte ich besser die Finger lassen - es ist mein schlechtestes Fach, mit gerade einmal 66%.

Nun ist es nicht so, dass 66% schlecht wären. Man braucht für das Bestehen einer Prüfung 50%, für "Merits" 60%, für eine "Distinction" 70%. Alles in allem kann ich mich mit meinem Notenschnitt von 77% im ersten Semester wirklich nicht beklagen. Ich mag den Gedanken, dass sich all die Planung und die viele Arbeit auf diese Art auszahlen.

Interessant für mich ist nun, wie diese Noten mit meinem Arbeitsaufwand korrelieren. Und mit meinen neugewonnenen Fähigkeiten kann ich sagen: Die Korrelation zwischen Arbeitszeit und Noten ist statistisch nicht signifikant! Ich bin mir nicht sicher ob das nun bedeutet, dass mein System schlecht ist, oder dass das Notensystem wirr ist - ich neige zu letzterer Interpretation. Immerhin sind die Noten insgesamt gut, und ich möchte, dass das auch im zweiten Semester so bleibt! :)