Wednesday, 13 June 2018

Online Citizen Engagement

This post was written for the Open Innovation Team at the Cabinet Office, during my placement with them in spring 2018. The original post can be found on their blog.

Government’s commitment in the National Action Plan

Open Government Partnership: CC BY-ND 2.0
The UK is a founding member of the Open Government Partnership (OGP), a network of more than seventy countries who commit to the shared values of openness and transparency. Every two years, each country develops an Open Government National Action Plan (OGNAP) which sets out how they will deliver on those commitments. The 2016-2018 OGNAP can be found here.

One of the key OGP values is participation. This is done in a variety of ways. Our sister team, PolicyLab, has done some amazing work in engaging citizens locally. The new action plan will include some online elements.

How government engages citizens online

Governments use of the internet to engage citizens has mostly been centered around:

Government has experimented with other forms of online engagement in the past. The Womenspeak forum allowed victims of domestic abuse to feed into the development of policy. The ‘Workload Challenge’ invited ideas from teachers on how to reduce their workload, and received over 40,000 submissions.

The challenges of online participation and how to get it right

Online participation is a great way to engage citizens. It can help reach people who would not usually engage e.g. rural populations, those who are less mobile and younger generations. However, online participation can be exclusive and the benefits are not shared across all demographics.

There is no golden rule for successful online participation. Instead, online participation should be seen as one part of a wider participation programme. When planning such a programme you should ask the below key questions:
  • What is the purpose of the engagement?
  • What type of engagement is best suited to achieve that goal?
  • What groups should be engaged, and how can they best be approached?
  • Which, if any, online tool is best suitable to support this process?
If you would like to get in touch with the Open Innovation Team about their work in this area, you can email them openinnovation@cabinetoffice.gov.uk or follow them on Twitter @openinnovteam.

Alle finden Onlinebeteiligung toll - für andere

This post was written for the Green Party Germany, following the publication of my second paper about my research with them in 2018. The original post can be found on their participation blog.


Es gibt diese Grundannahme, dass das Internet Beteiligung ganz prinzipiell einfacher und besser macht. Es ist schließlich fast jeder online, heutzutage, und welchen Grund gäbe es da, sich nicht online in Parteiprozesse einzubringen? Leider ist das so einfach nicht, wie ich schon in einem früheren Beitrag erklärt habe.

Seit zwei Jahren erforsche ich nun den Effekt der Einführung der neuen Onlinebeteiligungsprozesse, insbesondere die Mitgliederbefragung und das gerade eingeführte Mitgliederbegehren. Dazu habe ich diverse BDK'en und Workshops besucht, mit vielen Mitgliedern, Funktionsträgern und Angestellten gesprochen, und eine Reihe von Umfragen analysiert. Die ersten Ergebnisse dieser Forschung, basierend auf Interviews von November 2016 bis Januar 2017, und der ersten Umfrage im April 2017, liegen jetzt vor. Es zeigt sich ein recht gemischtes Bild der Vorstellungen und Wünsche von Mitgliedern, und ein interessanter Vergleich zu der geplanten Beteiligung an den neuen Prozessen.

In meinen Beobachtungen und Interviews zeigte sich ein sehr klares Bild was die Erwartungen an die neuen Onlinebeteiligungsprozesse angeht: Sie sollten mehr Mitgliedern ermöglichen sich einzubringen, und die Beteiligung für alle einfacher machen. Vor allem aber für alle anderen. Eine der herausragenden Erkenntnisse aus der Analyse dieser qualitativen Daten ist, dass sich die Hoffnungen und Erwartungen (und auch die Ängste!) der Mitglieder primär auf andere beziehen. So erwarten Mitglieder ohne Kinder, dass Eltern von den neuen Prozessen profitieren werden; ältere Mitglieder nehmen an die Prozesse kämen vor allem jüngeren Mitgliedern zu Gute (weil die sowieso immer online sind), während jüngere Mitglieder vor allem Vorteile für ältere sehen (die weniger mobil sind und daher nicht zu Veranstaltungen kommen können). Es scheint würde die eigene Erfahrung mit Onlineprozessen - die fast durchweg positiv ist - auf andere übertragen. Zumeist in der Annahme, dass diese Anderen diese Erfahrung bislang nicht haben.



Erfahrung
Erwartung
Begünstigend
4
12
Begünstigend für andere
7
8
Begünstigend für sich
9
1
Nachteilig
1
5
Nachteilig für andere
3
8
Nachteilig für sich
0
0
Ausgleichend
2
4
Tabelle 1: Gegenüberstellung der codierten Aussagen zu Erfahrung mit und Erwartung von Onlinebeteiligung.

Leider lässt diese Annahme meist außer Acht, dass es viele Gründe dafür gibt, dass sich Menschen eben nicht online einbringen. Und so zeigt sich denn auch in den Ergebnissen der ersten Umfrage, dass diejenigen die tatsächlich vorhaben ihre Beteiligung mit den neuen Prozessen zu intensivieren eher nicht diese anderen sind, sondern zumeist diejenigen, die bereits recht aktiv sind.

Der 'Digital Divide' in der Gesellschaft zeigt sich auch in der Partei - zumindest was die Mitgliederbefragung angeht. Da wäre zunächst die Bildung: Mitglieder die promoviert haben planen sich mehr einzubringen als andere, gefolgt von anderen Universitätsabschlüssen. Das ist geradezu klassisch für den 'Digital Divide'. Ähnlich verhält es sich mit dem Alter: Je jünger das Mitglied, desto wahrscheinlicher wollen sie sich mehr beteiligen. Besonders interessant ist das Geschlecht: Frauen haben deutlich weniger vor ihre Beteiligung zu erhöhen als Männer. Angesichts all der Prozesse die bei Beteiligung offline angewandt werden um Geschlechtergerechtigkeit zu erhalten - die Quote, die getrennten Rednerlisten - und umgekehrt die Abwesenheit solcher Prozesse bei Beteiligung online, ist dieses Ergebnis wenig überraschend. Frauen sind insgesamt in der Gesellschaft weniger online, ziehen weniger Nutzen aus dem Internet wenn sie online sind, und sind auch in der Politik insgesamt weniger engagiert. Dieser Effekt zeigt sich auch bei den Grünen, wenn die Kontrollen zur Geschlechtergerechtigkeit fehlen. Das stimmt allerdings nur für die Teilnahme an der Mitgliederbefragung.
Grafik 1: Zusammenfassung von zwei statistischen Modellen: Die Antworten auf die Frage 'Wie wird sich Deine persönliche Beteiligung durch diese Prozesse [Befragung & Begehren] verändern', und die Antwort 'Ich werde mich mehr beteiligen'.

Für das Mitgliederbegehren sieht das Modell deutlich anders aus. Hier fehlen die Kategorien aus dem 'Digital Divide' - weder Alter noch Geschlecht noch Bildung spielen eine Rolle. Stattdessen ist die bereits praktizierte Internetnutzung wichtig - je mehr ein Mitglied online ist, desto eher plant es sich durch das Begehren mehr zu beteiligen. Wer sich durch die Befragung mehr einbringen will, plant auch sehr deutlich eine erhöhte Beteiligung durch das Begehren - was sich als genereller Enthusiasmus für Onlinebeteiligungsprozesse interpretieren lässt.

Besonders spannend bei diesem Modell ist nicht der Einfluss von Geschlecht, sondern eine Interaktion zwischen Geschlecht und Institutioneller Aktivität. Diese Aktivität leitet sich als Faktor aus den verschiedenen Beteiligungskanälen (Versammlungen, Mailinglisten, Social Media) und -arten (Abstimmungen, Diskussionen, Anträge), sowie der Position innerhalb der Partei ab. Sie besagt, dass inaktive Frauen sich im Vergleich zu ähnlich inaktiven Männern nicht mehr beteiligen wollen, wohingegen aktive Frauen sich im Vergleich zu ähnlich aktiven Männern deutlich mehr beteiligen wollen. Daraus lässt sich keine Kausalität ableiten - ob es nun Beteiligung ist, die Frauen selbstbewusster macht sich mehr einzubringen, oder selbstbewusste Frauen sich mehr beteiligen, lässt sich nicht sagen. Was sich aber sagen lässt, ist dass Frauen wenn sie einmal aktiv sind - egal ob das online oder offline ist - auch bei Begehren mehr einbringen wollen.


Grafik 2: Interaktion zwischen Geschlecht und Institutioneller Aktivität

Zuletzt gibt es eine Reihe von Faktoren die sowohl für die Beteiligung an der Befragung als auch am Begehren relevant sind. Das ist zum einen besagte Institutionelle Aktivität. Die Korrelation ist hier für beide Prozesse negativ - bereits sehr aktive Mitglieder haben nicht vor, sich mit diesen Prozessen mehr zu beteiligen. Das kann allerdings durchaus daran liegen, dass es bei 'Hochaktiven' einfach nicht mehr viel Luft nach oben gibt. Ob sich ein Mitglied über Onlinekanäle beteiligt ist hingegen ein für beide Prozesse positiver Faktor: Mitglieder die bereits online aktiv sind, haben auch vor sich durch die neuen Prozesse mehr zu beteiligen. Zuletzt spielen die Beteiligungspräferenzen eine Rolle. Mitglieder die die Beteiligung an Abstimmungen höher bewerten als die an Diskussionen haben bei beiden Prozessen vor, sich mehr einzubringen. Mitglieder die Gleichberechtigung bei Beteiligung höher bewerten als die größtmögliche Beteiligung, wollen ihre Beteiligung hingegen nicht erhöhen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich der 'Digital Divide' aus der Gesellschaft auch bei den Grünen wiederspiegelt, allerdings eher in der Beteiligung an der Mitgliederbefragung als am Mitgliederbegehren. Während die Beteiligung an der Befragung deutlich von gesellschaftlichen Ungleichheiten geprägt ist, sind für die Beteiligung am Begehren eher Internetaffinität und Beteiligungspräferenzen relevant. Für die Partei bedeutet das, dass sie diese Entwicklung zumindest langfristig beobachten sollte, damit sie, wenn sich ein Trend in der tatsächlichen Nutzung der Prozesse abzeichnet, dem entgegensteuern kann. In diesem Licht betrachtet macht es beispielsweise sehr viel Sinn, in Onlineprozessen jeweils das Geschlecht der Beteiligten abzufragen, und vielleicht sogar in der Auswertung anzugleichen (beispielsweise durch eine höhere Bewertung der Antworten von Frauen). Langfristig sollte gerade im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit überlegt werden, wie sich die Prozesse die sich offline bewährt haben - wie etwa die Rednerlisten - auch online umsetzen lassen.